Der Text ist für mich der Ausgangspunkt jeder Theaterarbeit. Regie zu führen erfordert Vorstellungskraft, Einfühlungsvermögen, Selbstvertrauen und Durchsetzungskraft.
Als Regisseurin bin ich verantwortlich für die Inszenierung vor und hinter der Bühne und führe das Team von Schauspieler*innen oder Sänger*innen, Bühnen- und Kostümbildnern, Musikern und Choreografen, Licht- und Tontechnikern vom ersten Konzeptionsgespräch bis zur Premiere. Dabei lege ich grossen Wert auf eine Arbeitsatmosphäre, die auf Empathie und Selbständigkeit, Wertschätzung und Ehrlichkeit basiert. Es ist mir ein Anliegen, dass Stil und Charakter der Aufführung aus der gemeinsamen Auffassung und dem Verständnis des Textes entstehen.
Die Konzeption einer Inszenierung entsteht durch die intensive Beschäftigung mit dem Text, dem Autor und seinen Intentionen. Daraus entwickle ich meine Interpretation und in Zusammenarbeit mit Bühne, Licht, Ton und Kostüm die Vorstellung der künstlerischen Umsetzung im Raum. Leitfragen sind: Welche Elemente möchte ich herausgreifen, unterstreichen? Welche Passagen verändern oder ergänzen, um die Wirkung der Figuren, Motive und Handlungsstränge für das erwartete Publikum hervortreten zu lassen? Welche Mittel stehen zur Verfügung? Welche Ideen entstehen im kreativen Prozess mit den Beteiligten?
Fotos: Laura Pfaehler
In der folgenden Probenarbeit taste ich mich gemeinsam mit dem Ensemble noch einmal neu an das Stück und die Rollen heran. Meine Aufgabe in der Arbeit mit den Darstellenden sehe ich darin, durch die Aussenperspektive die Wirkung und Glaubhaftigkeit der gefundenen Interaktionen zu befragen. Als erfahrene Schauspielerin sehe und verstehe ich das Potential und die Begrenzungen der Spielenden und kann sie auf dem Weg zu ihren Figuren sachkundig begleiten.
In der letzten Phase fügen sich alle Elemente zusammen. Hier braucht es Gespür für das Mögliche und Stimmige, Zuspitzung und Flexibilität. Ich schlage Brücken zwischen Autor und Publikum, zwischen Ideen und Erlebnissen. In meinen Inszenierungen sollen Geschichten erzählt und Beziehungen zwischen den Figuren erlebbar werden. Die Komplexität des Menschlichen, die Poesie der Bilder, die Musikalität der Handlung und die Kraft und Schönheit der Sprache machen für mich die Fülle und den Reichtum einer Inszenierung aus.